Dr. rer. nat. habil. Dana Zöllner

 Zöllner  

Dr. Zöllner studierte Mathematik, Physik und Informatik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Sie promovierte 2006 und habilitierte 2015 zum Thema "Grain growth in nanocrystalline materials: Where we’ve been, where we are, and where we are going". Heute ist sie als wissenschaftliche Referentin der Graduate Academy an der Otto-von-Guericke-Universität tätig.

Motto: Man braucht die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die man nicht ändern kann, den Mut, die Dinge zu ändern, die man ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Werdegang

Studium: 1996 - 2001 Studium des Lehramts an Gymnasien, Fächer: Mathematik und Physik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
1998 - 2001 Studium des Lehramts an Gymnasien, Fach: Informatik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
2001 - 2008 Studium der Informatik, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Promotion: 2006 Zum Thema "Micro-Macro-Interactions in Structured Media and Particle Systems"
Habilitation: 2015 Zum Thema "Grain growth in nanocrystalline materials: Where we’ve been, where we are, and where we are going"
Tätigkeit: 2006 - 2008 Postdoc im DFG-Graduiertenkolleg
seit 2008 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
2015 - 2016 Dorothea-Erxleben-Professorin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
2016 - 2017 Dresden Research Fellow an der Technischen Universität Dresden
2021 - 2022 Otto Mønsted Visiting Professorship an der Dänisch Technischen Universität DTU

Der Weg zu meinem Fachgebiet war etwas kompliziert. Ich habe ursprünglich Lehramt für Gymnasien in den Fächer Mathematik, Physik und Informatik studiert. Während des Studiums habe ich aber festgestellt, dass ich zum einen gerne forsche und zum anderen lieber Erwachsene statt Kinder oder Jugendliche unterrichte.

Ich habe im Graduiertenkolleg „Mikro-Makro-Wechselwirkungen in Partikelsystemen und strukturierten Medien“ promoviert und bin direkt im Anschluss als Postdoc geblieben. Durch Einwerbung eigener Drittmittel von der DFG konnte ich im Laufe der Jahre viel zusätzliche Forschungs- und Lehrerfahrung sammeln. Inzwischen hatte bzw. habe ich mehrere Gastprofessuren und Forschungsstipendien bekommen. Momentan bin ich jedoch wieder an der Otto-von-Guericke-Universität.

 

Motivation

Zum Ende meines Studiums hin hatte ich die Gelegenheit, Lehrveranstaltungen zur Materialphysik zu belegen und das war für mich der eigentliche Startschuss in die Wissenschaft. Es passte einfach 100% zu meinem Hobby, der Mineralogie, und war 

 

Voraussetzungen

Grundsätzlich muss man Neugierde und eine Leidenschaft für die Forschung mitbringen. Dazu kommt der Wille, sich durch Probleme durchzubeißen, denn nicht jedes wissenschaftliche Problem lässt sich einfach so lösen. Für manches braucht man durchaus Monate oder Jahre und wiederum anderes funktioniert eventuell gar nicht.

Dann spielt die Frage natürlich auch eine Rolle, ob man gerne unterrichtet oder eher nicht. Bei letzterem wäre vielleicht eher ein Forschungsinstitut empfehlenswert. An der Uni—insbesondere, wenn man eine Professur anstrebt—kommt man ohne ein Faible für Lehre eigentlich nicht weit.

Und man sollte sich von Anfang an bewusst sein, dass eine solche wissenschaftliche Karriere kein Selbstläufer ist. Das Stichwort Karriereplanung ist essentiell.

Auch Kreativität spielt eine große Rolle, wenn man Probleme lösen möchte. Dazu kommen ein großes Durchhaltevermögen sowohl im Bereich Forschung selbst als auch beim Einwerben von Drittmitteln, sowie eine gewisse Frustrationstoleranz. Eine strukturierte Arbeitsweise ist sicher auch von Vorteil, ebenso die vielgepriesene Kommunikationsstärke. Gleichzeitig behaupte ich, das ein oder andere kann man lernen und im Laufe der Zeit sicher verbessern!

Komitees. Momentan sieht es so aus, als hätten wir hier ein gutes Beispiel für sogenannte „Präferenz für Ähnlichkeit“, bei der Menschen in ihren eigenen Blasen agieren. Aber wir bleiben dran.

 

Ratschläge

Ich denke es ist sehr wichtig, dass man sich so früh wie möglich mit Karriereplanung beschäftigt. Das klingt vielleicht ein wenig angestaubt. Es ist aber essentiell, sich selbst Ziele zu setzen und an deren Umsetzung auch zu arbeiten. Bloß nicht immer wieder etwas verschieben!

Ich denke, Nachwuchsförderung ist dabei insgesamt sehr wichtig unabhängig vom Geschlecht. Männer und Frauen interessieren sich im Großen und Ganzen nun offensichtlich für unterschiedliche Themen. Ich finde daran nichts Schlechtes und es sagt ja nichts über einzelne Personen aus und genau die sollten wir definitiv fördern. Dabei sehe ich eine naturwissenschaftlich-technische Förderung sowohl von Mädchen als auch von Jungen von klein auf als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dabei helfen dann die üblichen Aussagen wie „in Mathe war ich immer schlecht“ und Co, absolut nicht! Wir brauchen das Gegenteil: Schon im Vorschulalter sollten die Kinder mehr Selbstvertrauen erlernen und Forscherdrang entwickeln können.

Und ich denke auch, dass genau da Frauenförderung ansetzen muss: den Mädchen und jungen Frauen mehr Selbstvertrauen geben, dass auch sie es schaffen können, wenn sie es wollen und eine entsprechende Begabung haben. 

 

Herausforderungen

Mit meinem eigenen Weg bin ich im Großen und Ganzen recht zufrieden. Ich habe so viel Positives erlebt, das ich keinesfalls missen möchte. Aber natürlich gibt es auch ein paar Kleinigkeiten, die ich mit meinem heutigen Wissen anders gemacht hätte.

Vielleicht nur ein Beispiel: Ich hatte nach der Promotion geplant, einen längeren Auslandsaufenthalt von bis zu einem Jahr einzulegen. Dann bekam ich aber direkt eine Postdoc-Stelle angeboten, die keinen Aufschub erlaubt hat und die ich unbedingt haben wollte. Also habe ich die Forschungsreise verschoben. Direkt nach der Postdoc-Zeit hatte ich meine eigenen DFG-Projektmittel eingeworben. Da passte es auch wieder nicht. Und so setzte sich die Verschiebung fort, so dass ich bis heute immer nur kürzere Forschungsaufenthalte hatte.
Wie heißt es so schön: Im Nachhinein ist man immer klüger

Mein Werdegang hatte natürlich ein paar Haken und auch Hängepartien. Nach Ende eines Vertrags folgte nicht immer sofort ein neuer. Manchmal musste ich ziemlich um eine Forschungsförderung kämpfen. Aber das hat mich stärker gemacht als ich es wohl wäre, wenn ich alles auf dem Silbertablett serviert bekommen hätte. Gleichzeitig habe ich gelernt, mich in Gelassenheit zu üben: Es gibt im Wissenschaftssystem halt Dinge, die man nicht beschleunigen oder ändern kann. Da muss man dann halt durch.

Zudem habe ich in letzten Jahren festgestellt, dass es einen enormen Einfluss hat, ob und in welchen Netzwerken man unterwegs ist. In manche inoffizielle Netzwerke, sprich Seilschaften, kommt man als Außenstehender quasi gar nicht rein. Andererseits gibt es sehr wohl zahlreiche erfolgreiche Kollegen, denen Deine Fähigkeiten wichtig sind und nicht, wen Du kennst.

Ich muss aber auch zugeben, dass das Geschlecht schon eine Rolle spielt. Ich habe für die TMS, das ist die wohl größte Gesellschaft für Materialwissenschaftler aus den USA, die Statistik ausgewertet, wer zu Vorträgen eingeladen wurde. Dabei hat sich unter anderem gezeigt, dass Organisationskomitees, die nur aus Männern bestehen, wesentlich seltener Frauen als Plenary Speaker einladen, im Vergleich zu gemischten 

auch in der Theorie spannend. Daher habe ich dann meine Abschlussarbeit in der Materialphysik geschrieben und bekam danach auch die Chance, auf dem Gebiet zu promovieren. Dabei habe ich mich auf Veränderungen von Mikrostrukturen insbesondere in Metallen und Legierungen während Deformation und Wärmebehandlung spezialisiert. Diese Materialien sind im Allgemeinen polykristallin, das heißt, sie bestehen aus extrem vielen und oft sehr kleinen Kristallen. Ich glaube, fast jeder hat solche Kristalle an einem verzinkten Treppengeländer oder Laternenmast schon gesehen. In den meisten Metallen sind sie aber viel kleiner und bei Deformation oder Wärmeeinfluss verändern sie sich. Das sind dann extrem komplexe Vorgänge, die letztendlich die Materialeigenschaften verändern. Je besser wir diese Vorgänge verstehen, desto besser können wir zum Beispiel die Lebensdauer von Werkstoffen bei ganz konkreten Einsätzen vorhersagen. Das Interessante ist, dass es ähnliche Mikrostrukturen auch bei ganz anderen Materialien gibt, die ich auch untersucht habe, wie zum Beispiel Muschelschalen oder Eiscreme.

Als Wissenschaftlerin habe ich tatsächlich die meiste Zeit des Tages am Computer verbracht. Da ich viel im Bereich analytische und numerische Modellierung geforscht habe, war ein großer Fokus auf Programmieren, Daten Auswerten und Vergleiche ziehen mit Experimenten. Dazu kam natürlich das Publizieren der Ergebnisse zum einen in Zeitschriften und zum anderen das Vorstellen auf Tagungen. Die andere Seite meiner Arbeit war stets die Lehre, die ich sehr gerne gemacht habe. Und dann sind da noch die organisatorischen Dinge gewesen, wie Besprechungen mit Kollegen oder Beratungen von Studenten.

Heute als wissenschaftliche Referentin sieht das Ganze etwas anders aus. Da nehmen die Beratungen von Postdocs einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch. Und ich organisiere unter anderem die Workshops der Graduate Academy von Projektleiterqualifizierung bis hin zu Workshops zu den Themen Karriereplanung oder Stimmtraining. Wir merken immer wieder, dass der Bedarf beim wissenschaftlichen Nachwuchs enorm ist.

Letzte Änderung: 09.02.2022 - Ansprechpartner: Nicole Vorhauer-Huget